Wissensbasis

Gleiches Recht ist die Grundlage - Gleichstellung der Geschlechter

12-12-2013

Nach Polnischer Verfassung "gilt gleiches Recht für Frauen und Männer in der Republik Polen in dem Familien-, Politik-, Sozial- und Wirtschaftsleben". Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein Grundprinzip der Europäischen Union. Heute vergessen wir oft, dass es nicht immer so war. Vor ein paar Jahren war sowohl Zugang zu Sekundär-und Hochschulbildung für Frauen, als auch Frauenwahlrecht überhaupt nicht einfach zu bekommen. Zurzeit gilt Gleichberechtigung der Frauen und Männer, aber alltägliche Situationen im Familien- und Berufsleben zeigen oft, dass es in diesem Bereich noch viel zu tun gibt.

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts genauso wie andere Diskriminierungsformen verletzt die grundlegenden Menschenrechte.  Am häufigsten betrifft das Problem Frauen in unserem Land. Dies sind vor allem wegen der anhaltende Stereotype über die Rolle der Frauen in der Familie und in der Gesellschaft.

Diskriminierung der Frauen ist in Polen insbesondere auf dem Arbeitsmarkt zu sehen. Dies ist Folge der Aufteilung der Rollen und Pflichten im Familienleben. Frauen erziehen Kinder, häufiger kümmern sie sich um ihre Enkelkinder, ältere Eltern oder anderen nicht selbstständigen Familienmitgliedern. Eine Barriere in ihrem beruflichen Leben bilden keine Stellenangebote mit flexiblen Beschäftigungsformen. Arbeitsmarktforschung zeigt, dass nur ein Viertel der Unternehmen mit diesem Beschäftigungsform einverstanden sind. Viele Mütter  können daher keine Stelle finden, und deswegen sind Frauen eine Mehrheit der Arbeitslosen. Da überdies Kinderbetreuungssystem nicht genügend entwickelt ist, sind die Frauen oft dazu gezwungen, zu Hause zu bleiben.

Es gibt häufige Fälle von Diskriminierung junger Frauen bei den Vorstellungsgesprächen. Bei Vorstellungsgesprächen fallen rechtswidrige Fragen zu Familienplanung, und Rechte, die Frauen mit der Mutterschaft erwerben, entmutigen  zu ihrer Beschäftigung. All dies bringt schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft des Landes. Der Mangel an angemessener Unterstützung für Mütter ist ein Grund, warum viele junge Menschen keine Kinder haben wollen (oder nicht viele Kinder haben wollen). Dies führt zu Geburtenrückgang und einer alternden Bevölkerung, und hat negative wirtschaftlichen Auswirkungen.

 

Selbst wenn eine Frau schafft es, einen Job zu finden, ist sie oft schlimmer als Männer behandelt. Sie empfindet entweder eine direkte Diskriminierung durch schlechte Behandlung oder eine indirekte Diskriminierung, die auf Schaffung weniger günstigen Arbeitsbedingungen auf der Grundlage der scheinbar objektiven Kriterien beruht. Dies betrifft in der Regel der Arbeitsart und Arbeitszeit, Beschäftigungsform, der Entsendung auf die Ausbildung, der Aufstiegsmöglichkeiten und vor allem der Vergütung. Laut einer Studie von 2007 sind die Löhne der Frauen in der Europäischen Union im Durchschnitt bis zu 17,6% niedriger als Männerlöhne. In vielen Firmen wird Frauenarbeit niedriger entlohnt als vergleichbare Arbeit von Männern. Ein weiteres Problem ist die stereotype Wahrnehmung von männlichen und weiblichen Berufen, infolgedessen dominieren Frauen in Branchen mit niedrigeren Löhnen und weniger Prestige. Anteil von Frauen in Führungspositionen und strategischen Bereichen für die Entwicklung des Landes ist immer noch zu gering.

 

Das extremste Beispiel der Diskriminierung in der Berufssphäre sind Fälle der Erniedrigung und Belästigung von Untergebenen und Mitarbeiter aufgrund des Geschlechts. Es ist nennenswert, dass  das Polnische Arbeitsgesetzbuch die Einhaltung der verfassungsrechtlichen Gleichstellung des Geschlechtes in beruflicher Sphäre regelt. Der Arbeitnehmer hat Anspruch auf Entschädigung im Falle eines Verstoßes gegen den Grundsatz der Gleichberechtigung. Das Opfer von Diskriminierung hat das Recht, eine Beschwerde an ein Arbeitsgericht, an der Staatlichen Arbeitsaufsicht einzulegen oder die Eröffnung eines Verfahrens vor einer Schlichtungskommission zu beantragen.

 

Wie die Studien vom polnischen Zentrum für Meinungsforschung [CBOS] zeigen, sind die Meinungen der Bürger über die Situation der Geschlechtergleichstellung in Polen aufgeteilt. Es gibt fast so viele Befragte die überzeugt sind, dass Frauen in Polen diskriminiert werden,  wie diese mit der ganz anderen Meinung (44% und 46 %). Das Problem der Ungleichbehandlung der Geschlechter stellen häufiger Frauen fest, vor allem betrifft die Meinung die berufliche Sphäre. Frauen sind kritisch zu den geltenden Gesetzgebungslösungen eingestellt. Von der Politik der Regierung gegenüber den Geschlechtern sind Männer (41%) weit mehr zufrieden als Frauen (29%). Darüber hinaus wird die Meinung zu dieser Frage stark von der Gesamtbeurteilung der Regierung durch den Befragten betroffen. Die Idee der Gleichberechtigung der Geschlechter findet in unserem Land eine allgemeine Unterstützung (dafür erklären sich mehr als ¾ der Befragten). Zu beobachten ist eine Erhöhung des gesellschaftlichen Bewusstseins und eine erhöhte Sensibilität für das Problem. Die Umfrageteilnehmer wurden auch gefragt, ob sie sich jemals persönlich Fällen von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts begegnet haben. Die meisten der gemeldeten Fälle (75 %) betrafen des beruflichen Lebens: Kriterium des Geschlechts bei der Vorstellungsgespräch, keine Chancen für den Aufstiegsmöglichkeiten und niedrigere Löhne für die gleiche Arbeit. Oft wurde zu einem direkten Zusammenhang mit der mütterlichen Funktion von Frauen hingewiesen.

 

Gleichstellungspolitik (das so genannte Gender Mainstreaming) ist stark in der Strategie der Europäischen Union gefestigt. Geschlechterperspektive ist in allen etablierten politischen Prozesse, Prioritäten und Aktionen der Mitgliedstaaten enthalten. Der Zweck von zahlreichen Projekten und Richtlinien ist Förderung der Integration von Frauen in den Mainstream der Politik, die Verbesserung des Zugang zu Beschäftigung und berufliche Entwicklung von Frauen, die Bekämpfung der Segregation nach Geschlecht in dem Arbeitsmarkt und Auswirkungen auf die Gründe für die Lohnunterschiede aufgrund des Geschlechts . All dies soll zu der Verhinderung von Diskriminierung und zu der authentischen Gleichstellung der Geschlechter führen. Jahren der Bemühungen in der EU haben maßgeblich zur Aufstieg der Frauenrolle und der allgemeinen Verbesserung des Lebensstandards in der EU beigetragen. Die Jahresberichte der Europäischen Kommission zeigen, dass es einen positiven Trend in der Entwicklung der Gesellschaft und des Arbeitsmarktes in Richtung des Grundsatzes der Gleichstellung der Geschlechter gibt.

 

Gender Mainstreaming wird insbesondere durch den Europäischen Sozialfonds gefördert, der zahlreiche Aktivitäten im breiten Feld des sozialen Lebens unterstützt. Es ist unter anderem die Zuwendung für Projekten, die Beziehungen zwischen Männern und Frauen ändern (z. B. Förderung der Idee - Berufs- mit Privatleben durch eine stärkere Beteiligung der Männer bei der Erfüllung familiärer Verpflichtungen im Einklang zu bringen), und Projekte, die die Gleichstellung der Geschlechter in der Verwaltung, Bildung und Justiz fördern (z.B. Schulungen für Regierungsbeamte zum Thema der Chancengleichheit, die Förderung der nicht- stereotype Meinung in den Lehrplänen). Diese Ziele werden auch durch konkrete Maßnahmen umgesetzt, um wirkliche soziale Veränderung, wie positive Ausgleichsmaßnahmen und Unterstützung für sich in einer schlechteren Position befundenen Gruppen zu beschleunigen.

 

Es ist wichtig zu erkennen, dass die Gleichstellung der Geschlechter nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit ist. Es ist eine Voraussetzung für nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Wettbewerbsfähigkeit und sozialen Zusammenhalt. Die Investition in eine Politik zugunsten der Gleichstellung der Geschlechter resultiert in der höheren Frauenbeschäftigungsquote, der höheren Anteil von Frauen in der BIP des Landes, den Steuereinnahmen und den nachhaltigen Geburtenraten. Man soll daher versuchen, sowohl intellektuelles Kapital als auch kreative Potenzial der Frauen vollständig zu integrieren, weil bisher sie nicht ausreichend für die Entwicklung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft eingesetzt sind.

Trotz der Einführung von EU-Standards im Bereich der Gender-Status, gibt es  in Polen und in Europa immer noch ein Phänomen der Ungleichheit der Geschlechter, vor allem gegen Frauen gerichtet. Das Problem liegt nicht im Bereich der Gesetzgebung, aber der Umsetzung der entwickelten Grundsätze im Leben. Positive Veränderungen erfordern den Aufwand der Unternehmensangestellten und Institutionen, um die organisatorischen und ethischen Normen mit respektiertem Prinzip der Gleichstellung zu entwickeln. Es ist notwendig, auch die Mentalität unserer Gesellschaft zu verändern.

 

Text: A. Siemaszko-Skiendziul

 

Literatur:

 

  • B. Chołuj red., Polityka równości płci. Polska 2007. Raport UNDP. Warszawa 2007
  • M. Branka, M. Rawłuszko, A. Siekiera, Zasada równości szans kobiet i mężczyzn w projektach PO KL, Poradnik, Ministerstwo Rozwoju Regionalnego, Departament Zarządzania EFS
  • J. Hurek, M. Maj, Równość płci a innowacyjność – stan obecny i rekomendacje na przyszłość, Ekspertyza współfinansowana przez Unię Europejską ze środków EFS w ramach PO KL, Warszawa 2012
  • Sprawozdanie Komisji dla Rady, Parlamentu Europejskiego, Europejskiego Komitetu Ekonomiczno-Społecznego i Komitetu Regionów. Równość kobiet i mężczyzn – rok 2010, Bruksela 2009
  • Równość szans kobiet i mężczyzn – polityka i wytyczne. Mechanizm Finansowy oraz Norweski Mechanizm Finansowy 2004-2009
  • Równouprawnienie płci? Centrum Badania Opinii Społecznej, Komunikat Badań, Warszawa 2013

 

 

 

 

 

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